Saturn auf der Sonne
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Luise Rinser hat sich immer dagegen gewehrt, mit den Figuren ihrer Romane und Erzählungen identifiziert zu werden, obwohl viele persönliche Erlebnisse und Wandlungen in ihr dichterisches Werk eingegangen sind. Auch in den publizierten Tagebüchern tritt das allzu Persönliche, Bekenntnishafte in den Hintergrund. Ganz anders in diesem neuen Band der Autobiographie, in dem sie Rechenschaft ablegt über die großen emotionalen Erfahrungen ihres Lebens seit 1949, dem Jahr, in dem der erste Teil ihres Lebensberichtes, ›Den Wolf umarmen‹, schließt. In Frankfürt begegnete sie »einem Kalifen, europäisch verkleidet«, dem Verleger Fritz Landshoff: »So unwiderruflich besitzergreifend hatte mich vorher noch nie einer angesehen.« Nicht weniger dramatisch das erste Gespräch der Autorin mit dem damals noch wenig bekannten Carl Orff, den sie 1954 heiratete; Scheidung 1959. Spannungsgeladen und beglückend zugleich waren für Luise Rinser die Freundschaft mit dem Abt eines berühmten Klosters und die aus wissenschaftlichem Gespräch erwachsene innige Beziehung zu dem großen Theologen Karl Rahner, die bis zu dessen Tod währte. Untrennbar verbunden mit den seelischen Erschütterungen ist die Entwicklung der Schriftstellerin, die sich den mystischen Einflüssen vieler Religionen ausgesetzt hat. Dabei ging und geht es Luise Rinser nicht um Exerzitien der Selbsterfahrung, sondern immer um Menschlichkeit, die sich in der Verantwortung für den Nächsten erfüllt.