Rhett
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Eigentlich war am Ende von Margaret Mitchells sensationell erfolgreichem -- und mit Clark Gable und Vivien Leigh noch sensationell erfolgreicher verfilmtem -- Südstaatenepos Vom Winde verweht ja alles klar. Die schöne Scarlett O'Hara hatte einfach zu lange ihrer schmierigen Jugendliebe hinterher getrauert, und am Ende war es für sie und den schillernden Lebemann Rhett Butler, einen wahren Traummann, zu spät. Aber irgendwie war das Ende ja doch ein wenig offen, und da Mitchell zu früh gestorben ist, um die Geschichte endgültig abzuschließen, basteln seit Jahrzehnten Autoren unter den wachsamen Augen der Erbengemeinschaft daran, uns zu erklären, was noch alles möglich wäre. Was immer möglich ist, ist natürlich, die Geschichte neu aus der Perspektive ihrer Helden zu erzählen -- und vielleicht auch die ein oder andere narrative Lücke auszufüllen, die Mitchell hinterlassen hat. Da machte Alexandra Ripley mit Scarlett den Anfang. Jetzt hat Donald McCraig mit Rhett nachgelegt -- und versucht, ein paar Geheimnisse auch aus der Vergangenheit des Titelhelden aufzudecken. So erfahren wir, warum Butler einmal einen Schwarzen (der bei McCraig zu einem getreuen Gefolgsmann wird) ermordet hat. Und wir erfahren, was aus Rhetts unehelichem Sohn aus New Orleans geworden ist. So entsteht das Bild eines Mannes, der in der Folge einen Gutteil seines schillernden Charismas verliert. Und das ist über weite Strecken gar nicht mal so schlecht zu lesen. Der Schlusssatz von Rhett (\"Und das ist noch lange nicht das Ende\") lässt vermuten, dass schon wieder Legionen von Autoren daran sitzen, Vom Winde verweht nach und neu zu dichten. Fans der opulenten Bürgerkriegssaga werden sich darüber freuen. Bis es soweit ist, können sie getrost zu McCraigs Rhett greifen -- auch wenn das Original viel besser ist. -- Stefan Kellerer, Literaturanzeiger.de
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