Die reformpädagogische Bewegung

Die Ideen und Strömungen der reformpädagogischen Bewegung sind nicht spurlos untergegangen. Auch 100 Jahre später prägen die Argumente und Ideen von damals noch die Kontroversen um Bildung, Sozialpädogik und die Ziele einer modernen Erziehung. Wolfgang Scheibe faßt zusammen, was die Reformpädagogen zu Anfang unseres Jahrhunderts bewegt hat - und was sie in Bewegung gebracht haben. Das Interesse an Reformen gehört zur Praxis der modernen Erziehung seit der Aufklärung. Die „Reform-pädagogische Bewegung“ aber, die um 1900 entstand, ist bis heute das erfolgreichste Modell einer umfassenden Erneuerung öffentlicher Erziehung, nicht nur in Deutschland, geblieben. Angestoßen durch eine kultur- und gesellschaftskritische Analyse der deutschen und europäischen Gesellschaften des angehenden 19. Jahrhunderts, hat diese Bewegung öffentliche Erziehung zuerst umfassend thematisiert und im 20. Jahrhundert dann auch weitreichend verändert. Schule und Sozialpädagogik, Erwachsenen- und Volksbildung, Jugendleben und pädagogische Wissenschaft haben sich dabei intensiv erneuert und werden bis heute von den um 1900 entstandenen Ideen und Konzepten immer neu inspiriert. Wolfgang Scheibe hat den pädagogischen Ertrag dieser Bewegung übersichtlich, eingängig und anregend zusammengefaßt. Sein Buch, 1969 erstmals publiziert, ist inzwischen zu einem Standardwerk geworden. Die Neuausgabe gibt den Text der 9. Auflage von 1984 unverändert wieder. Gemeinsam mit Scheibes eigenen Ergänzungen zum weiteren Gang der Forschung und dem Nachwort von Heinz-Elmar Tenorth eröffnet der vorliegende Band aber nicht nur einen praxisorientierten Zugang zur reformpädagogischen Bewegung, sondern auch einen fundierten Einstieg in ihre historische Analyse und in die Kontroversen, die ja ebenfalls zur Tradition der Reformpädagogik gehören.