Sprache und Sprechen des Kindes
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Die empirisch-theoretische Erforschung des Spracherwerbs begann in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Warum ein älterer, durchaus vielversprechen der Ansatz nicht zur Geltung kam, werden wir zu klären trachten. In der ersten Epoche standen zwei Fragen im Vordergrund, jene nach einer möglichen Parallelität von phylo- und ontogenetischem Entwick lungsablauf und jene nach pädagogisch angemessenen Verhaltensnormen des Erziehers. Zu beiden haben sich die heutigen Standpunkte stark geän dert, so daß sie nicht in den Mittelpunkt des Kapitels gerückt werden sollen. Hier stehen die Verfahren, Daten und ontogenetischen Hypothesen jener Zeit und die sich aus ihnen ergebenden theoretischen Kontroversen. Ihre Darstellung kann nicht vollständig sein. Sie wird schwerpunktmäßig an den Arbeiten repräsentativer Forscher festgemacht -an WILLIAM THIERRY PREY ER, dem Begründer der Kindersprachforschung, an WILHELM WUNDT, dem herausragenden Psychologen seiner Zeit, und an CLARA und WILLIAM STERN, die mit einer noch heute beachteten Monographie den Höhepunkt dieser Epoche bilden. Weitere Autoren werden, wenn immer dies nützlich erscheint, in Verbindung mit den genannten behandelt. Mit den Arbeiten PREYERS, WUNDTS und des Ehepaars STERN ist eine in der Entwicklungspsychologie sich widerspiegelnde grundsätzliche Kontroverse der Psychologie verbunden. Für den Intellektualisten PREYER war Sprache von Beginn an eine Funktion des Verstandes, für den Voluntaristen WUNDT waren jedenfalls die Sprachanfänge eine Funktion von Affekten und Stre bungen. Diesen und abgeleitete Gegensätze wollten C. und W. STERN mit ihrer Konvergenztheorie überwinden.
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