Taste und Imagination
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Addisons literaturtheoretische Position wird mit Hilfe einer ideengeschichtlichen Untersuchung der Begriffe Taste und Imagination herausgearbeitet. Taste erweist sich als von jenem gesellschaftlich präformierten Geschmack abhängig, der im 17. Jahrhundert das Ideal des englischen Gentleman bestimmte. Taste als literar-ästhetische Kategorie verselbständigte sich nur scheinbar gegenüber diesem Geschmackskonzept, was wiederum zu einer Deformation des Imaginationsbegriffs und zur Verpflichtung von Literatur auf die verengenden Parameter des Grossen, Neuen und Schönen führte. Damit aber reduzierte Addison implizit auch die Aufgabe der Kritik auf die Suche nach konformen literarischen Texten. Zugleich scheiterte sein Versuch, Kritik durch Anlehnung an die methodischen Verfahren der zeitgenössischen Naturwissenschaft aufzuwerten. Statt dessen tendierte er zu einem Literaturmodell, das sich dem Bildungsideal des Gentleman bruchlos einfügte und die ästhetische Reaktion im Sinne der genannten Kategorien der systematischen Analyse nach naturwissenschaftlichem Vorbild vorziehen zu müssen glaubte.