Indien
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Indien ist für den Okzident lange Zeit das exotische, westlichem Verständnis nur schwer zugängliche Märchenland gewesen, als das es fabulierfreudige Reisende in ihren Berichten erscheinen ließen. Die abendländische Historiographie hat ihr Interesse dem Subkontinent erst relativ spät zugewandt, und so sind Kultur und Geschichte dieses Gebietes dem europäischen Leser auch heute noch wenig vertraut. In diesem Band geben der Münchner Privatdozent Dr. Wilhelm und Professor Embree von der Columbia University, zwei Gelehrte, die Indien aus eigener Anschauung kennen, ein Bild der historischen Entwicklung, das die bunte Vielfalt der Ereignisse zeigt und zugleich ordnet. Die Schilderung reicht weit: von der rätselhaften Zeit vor der Einwanderung arischer Stämme bis ins 18. Jahrhundert, als der Subkontinent mehr und mehr unter britische Oberhoheit geriet. Immer wieder haben fremde Völker auf die Entwicklung in Indien eingewirkt: nacheinander brachen Hunnen, Araber und türkische Völkerschaften ins Land ein, der Islam fand Eingang, mohammedanische Dynastien entstanden. Später traten die Europäer auf; die Engländer unterwarfen schließlich das ganze riesige Land ihrer Herrschaft. Damit wurde ein Problem fürs erste gelöst, das durch Jahrhunderte bestanden hatte: der Widerstreit zwischen Zentralgewalt und regionalen Mächten des Landes und damit die Schwierigkeit, ein leistungsfähiges Verwaltungssystem zu errichten. Im Kampf mit diesem Problem haben sich die großen, von legendärem Glanz umgebenen Herrschergestalten der indischen Geschichte bewähren müssen, Kaiser Aooka (3. Jahrhundert v. Chr.), unter dem der Buddhismus den ersten Schritt zur Weltgeltung tat, ebenso wie Kaiser Akbar (16. Jahrhundert), der die Größe des Moghul-Reiches begründete. Die Verfasser lassen diese großen Herrscher plastisch hervortreten; sie widmen sich aber auch eingehend der Entwicklung der Regionalreiche; darüber hinaus würdigen sie die eindrucksvollen Leistungen der Kunst und der Literatur, sie zeigen die vielfältigen Ausprägungen der Religiosität, die Bedeutung der sozialen Ordnungen und die Veränderungen der Wirtschaftsverhältnisse. Die Geschichte des Subkontinents findet ihre Fortsetzung in den Bänden 29 und 33 der „Fischer Weltgeschichte“ („Die Kolonialreiche seit dem 18. Jahrhundert“ und „Das moderne Asien“). Der Band ist in sich abgeschlossen und mit Abbildungen, Kartenskizzen und einem Literaturverzeichnis ausgestattet. Ein Personen- und Sachregister erleichtert dem Leser die rasche Orientierung.
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