Das Geschlechtsleben der Wilden in Nordwest-Melanesien
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Es ist vielleicht symptomatisch für das starke Interesse, auf das Malinowskis Werk über „Liebe, Ehe und Familienleben bei den Eingeborenen der Trobriand-Inseln“ schon früh gestossen ist, dass es als einziges bereits einmal in den späten 20er Jahren auf deutsch erschien, inzwischen aber so gut wie verschollen ist. Damals lieferte Malinowskis Schilderung des trobriandischen Geschlechtslebens, das so völlig verschieden vom europäischen ist und auf den ersten Blick so unbeschwert anmutet, wie es nur die Südseeromantik imaginiert hat, Wilhelm Reich Materialien und Argumente für seine Schrift über den Einbruch der sexuellen Zwangsmoral. In „Das Geschlechtsleben der Wilden“ beschreibt Malinowski das Leben der Trobriander unter dem Aspekt der lebensgeschichtlichen Wandlungen ihrer Sexualität und zeigt, welche „sozialen Erfindungen“ sie aus Leidenschaft und Einsicht gemacht haben, um die freie Entwicklung eines Geschlechtslebens zu ermöglichen. Das „Geschlechtsleben der Wilden“ ist etwas anderes als die „wilde“ Sexualität, welche die bürgerliche Imagination im Bann der christlichen Sexualmoral als deren Alternative den Urzuständen der „Promiskuität“ und des „Mutterrechts“ unterstellen möchte. Bronislaw Malinowski, geboren 1884 in Krakau, gestorben 1942 in New York, studierte u. a. bei Wilhelm Wundt in Leipzig und bei J. G. Frazer in London. Während des Ersten Weltkriegs nahm er an einer Expedition nach Neuguinea und Melanesien teil. Spätere Forschungsreisen führten ihn zu den Pueblo-Indianern und nach Afrika.
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