Die Wiesbadener Kaiserfestspiele 1896 - 1914
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Die Arbeit untersucht eine interessante Phase der modernen deutschen Festspieltradition, die von der Forschung bis dahin kaum beachtet wurde. Nach dem Vorbild Bayreuths gründete Intendant Georg von Hülsen 1896 die Wiesbadener Festspiele im Mai. Ihr Protektor, Mäzen und eifrigster Besucher wurde Kaiser Wilhelm II. Der Monarch finanzierte die Festspiele in großzügigster Weise, bestimmte aber auch deren Programm. Nach dem Scheitern einer Hohenzollern-Tetralogie (Abbruch nach dem zweiten Stück 1899) erregten sogenannte „Wiesbadener Bearbeitungen“ und „Einrichtungen“ von Schauspiel-Klassikern und vor allem von Opern das Interesse eines internationalen Publikums und der Presse. Bewundert wurden die von den Meiningern übernommenen Arrangier-Techniken und die historische Echtheit der Ausstattung. Ein selten dichtes Quellenmaterial erlaubt eine breitgefächerte Darstellung. Nach einem einführenden Kapitel über die Stadt Wiesbaden und ihre Theaterverhältnisse im ausge-henden 19. Jahrhundert kommen die Beziehungen des Kaisers zur Kunst ebenso zur Sprache wie der Charakter des Festspielpublikums. Einzelkapitel gelten den Wiesbadener Schauspiel- und Opern-„Einrichtungen“ sowie der Regie und dem Dekorationswesen. Die beiden zentralen Abschnitte des Buches widmen sich zwei Wiesbadener Opernbe-arbeitungen, Webers „Oberon“ und Glucks „Armide“. Die zahlreichen bisher nicht er-schlossenen Quellen (Text- und Regiebücher, Klavierauszüge und Partituren, „Einführungen“ in die Werke, Grundrisszeichnungen der Bühnenbilder im Vergleich mit dem Bildmaterial, überregionale Presseberichte u. a.) ermöglichten es, erstmals die textliche und musikalische Bearbeitung der Werke darzulegen, ihre szenische Gestaltung zu rekonstruieren und ihre Wirkung auf Presse und Publikum zu beleuchten. Ein abschließendes Kapitel stellt das Wiesbadener Hoftheater in den zeitgeschichtlichen Rahmen und zieht ein Resümee.