So reich Rügen an unterschiedlichen Landschaften ist, so reich ist die Insel auch an Sagen und Geschichten. Sagen entstanden in früheren Zeiten, als die Menschen das Wirken der Naturkräfte nicht deuten konnten. Man dachte sich die Natur von Geistern und Naturwesen bevölkert. Sie bewohnten Bäume und Gewässer, man konnte sie im Rauschen des Windes hören und in den Flammen des Feuers sehen. Der Korngeist im Getreidefeld wachte über den sorgsamen Umgang mit dem Erntegut, und der Geist der Dämmerung bestrafte Kinder, die vor der Dunkelheit nicht zu Hause waren. Weil das Leben vom Wirken der Naturkräfte bestimmt war, verehrten die Menschen diese durch Feste und Dankesopfer. Sagen erzählen Geschichte. Sie verbinden das, was war, mit dem, was ist. In der Sage verschwimmt unsere Welt mit der Anderswelt, aber in ihrem Schoße schlummert tiefe Wahrheit. Wir können also den Geschichten lauschen, so wie dies schon viele Jahre zuvor unsere Vorfahren an den warmen Herdfeuern, beim Spinnen oder Flachsen taten. Wir können aber auch durch die Landschaft gehen, mit offenen Sinnen die Orte der Vergangenheit aufsuchen und eintauchen in ihre Erzählungen
Krystin Liebert Knihy




So reich Rügen an unterschiedlichen Landschaften ist, so reich ist die Insel auch an Sagen und Geschichten. Sagen entstanden in früheren Zeiten, als die Menschen das Wirken der Naturkräfte nicht deuten konnten. Man dachte sich die Natur von Geistern und Naturwesen bevölkert. Sie bewohnten Bäume und Gewässer, man konnte sie im Rauschen des Windes hören und in den Flammen des Feuers sehen. Der Korngeist im Getreidefeld wachte über den sorgsamen Umgang mit dem Erntegut, und der Geist der Dämmerung bestrafte Kinder, die vor der Dunkelheit nicht zu Hause waren. Weil das leben vom Wirken der Naturkräfte bestimmt war, verehrten die Menschen diese durch Feste und Dankesopfer. Sagen erzählen Geschichte. Sie verbinden das was war mit dem was ist. In der Sage verschwimmen die unsere Welt mit der Anderswelt, aber in ihrem Schoße schlummert tiefe Wahrheit. Wir können also den Geschichten lauschen, so wie dies schon viele Jahre zuvor unsere Vorfahren an den warmen Herdfeuern, beim Spinnen oder Flachsen taten. Wir können aber auch durch die Landschaft gehen, mit offenen Sinnen die Orte der Vergangenheit aufsuchen und eintauchen in ihre Erzählungen.
Umbrandet von salzigen Wellen des Meeres und umspült von den Wassern des Boddens liegt die Halbinsel Darss-Zingst, verbunden mit dem Festland durch eine schmale Landbrücke, dem Fischland. Die Halbinsel ist im Vergleich zu anderen Küstenbildungen sehr flach, und doch zeigt sich die Landschaft sowohl vielfältig als auch reizvoll. Der Darsswald mit seinen uralten knorrigen Buchen und gespenstischen Wacholderbüschen, der Weststrand in seiner rauen urwüchsigen Gestalt, der betörende Duft der wilden Blüten und harzigen Bäume im Sommer – wer mit offenen Sinnen über die Halbinsel geht, wird von ihrer unverkennbaren Mystik und Eigenart angezogen. Trotzdem sind von dieser zauberhaften Landschaft nur wenige Sagen überliefert. Sagen erzählen von vergangenen Zeiten, als die Menschen noch keine Erklärungen für das Wirken der Naturkräfte hatten. So entstanden Geschichten von Begebenheiten mit Hexen und Riesen, von schönen Meerjungfrauen, verwunschenen Prinzessinnen und spukenden Gestalten. Einige Sagen gehen auch von gesellschaftlichen Erscheinungen aus, so von Rache und Wohlstand, von Recht und Unrecht. Aber Sagen sind nicht einfach erdachte Geschichten, vielmehr tragen sie Botschaften vergangener Tage und uralte Weisheiten in sich. Wenn wir heute Sagen lesen, können wir etwas über das Leben und Denken, über die Kultur und Geschichte unserer Vorfahren erfahren.
Holunder
Mythos, Heilwirkung und Rezepte
Im vorliegenden Buch werden die Geschichte und der Mythos, die Botanik, das Sammeln und Verarbeiten sowie insbesondere auch die Heileigenschaften des Holunders dargestellt. Im Frühsommer lockt der Holunderbaum mit seinen cremefarbenen Blüten und betörenden Düften. Seine schwarzen Beeren läuten die dritte Jahreszeit, den Herbst, ein. Zweimal im Jahr kann der Holunder zu Köstlichkeiten und Heilmitteln verarbeitet werden. Das Buch möge dazu beitragen, das Wissen um den Holunder zu bewahren und wiederzubeleben. Der umfangreiche Rezeptteil gibt mancherlei Anregungen zur Nutzung dieser Kulturpflanze und seiner gesundheitsfördernden und genussvollen Gaben.