Mischa Kläber Knihy




Bodybuilding polarisiert: Die einen sehen in Bodybuildern spleenige Freaks und keine Sportler. Andere hingegen begeistern sich für die extremen Muskelfetischisten. Unterdessen sehen sich die Bodybuilder selbst als wahre Vollblut-Sportler und darüber hinaus als Künstler, Asketen und Helden. Mittels Bodybuilding-Techniken wird der Körper zum Distinktionsinstrument - bis hin zur Sinninstanz. Doch wie ist die Entstehung des Bodybuildings vor dem Hintergrund der Moderne einzuordnen? Mischa Kläber zeigt: Die Sozialgeschichte des Bodybuildings - mitsamt ihrer Ausstrahlungseffekte auf andere Sportarten - ist mindestens so faszinierend wie die Körper seiner Akteure.
Die Debatte um das Dopingproblem des Spitzensports verstellt den Blick auf jene Dopingpraktiken, die jenseits des öffentlichen Interesses tagtäglich im Breiten- und Freizeitsport stattfinden. In der Lebenswelt der Kraftsportler und Bodybuilder hat sich ein Milieu etabliert, in dem Medikamente missbräuchlich eingesetzt werden, um den als defizitär wahrgenommenen Körper zu überarbeiten. Durch Interviews mit Dopingnutzern, betreuenden Medizinern und weiteren Akteuren bringt Mischa Kläber Licht in die Dopingszene kommerzieller Fitness-Studios. Die damit gewonnenen Erkenntnisse über die Einstellungen der Dopingnutzer sowie über bestehende Netzwerke, konspirative Praktiken und eskalatorische Suchtspiralen sind frappierend. Sie zeigen, wie sehr Techniken der medikamentösen Körpermodellierung unter Inkaufnahme der Nebenwirkungen bereits im Alltag angekommen sind.
Für viele Bodybuilder ist der Griff zu verschreibungspflichtigen Medikamenten eine Prämisse für den sportlichen Erfolg. Nicht nur im Wettkampfbodybuilding wird exzessiv gedopt, sondern auch Freizeitbodybuilder spritzen und schlucken diverse Medikamente zur Leistungssteigerung.Der Autor analysiert in seiner Arbeit die strukturellen und biographischen Dynamiken, die den Athleten zumeist nicht bewusst sind, die aber einer kollektiven Medikamenteneinnahme Vorschub leisten. Das Konsumverhalten des einzelnen Athleten ist dabei keine isolierte individuelle Entscheidung; Medikamentengebrauch (bzw. -mißbrauch) findet vielmehr in einem dafür besonders anfälligen Milieu auf einer überindividuellen Ebene statt.Kein Bodybuilder kommt ohne die direkte Einflussnahme durch sein sportliches Umfeld zu dem Entschluss, seine Leistungen durch Medikamente zu steigern. Spätestens bei der Beschaffung der Präparate ist man auf ein vorbereitendes und unterstützendes Netzwerk von Gleichgesinnten angewiesen.