Gottes Tod ein Unfall. Dramen II
Werke Band 8.2






Werke Band 8.2
In diesen späten Prosatexten, die wohl zu seinen radikalsten gehören, lässt Albert Drach Sympathien für den römischen Aufrührer Catilina erkennen, ist bei dieser Auseinandersetzung mit der Figur aber von Themen seiner eigenen Zeit wie Terrorismus oder Atomwaffendiskussion geprägt. Im bisher unveröffentlichten Text „Kudrun“, einer Adaption des mittelhochdeutschen Heldenepos, konzentriert er sich auf die psychologische Zeichnung der Hauptfigur: In ihren persönlichen Notizen erscheint Kudrun als selbstbewusste, pragmatische und weitgehend selbstbestimmte Frau, deren Rachebedürfnis zunehmend durch Versöhnungsbereitschaft abgelöst wird. Band 9 der Werkausgabe.
Die kleinen Protokolle
In diesen Erzählungen, die von 1927 bis 1961 entstanden sind, ist vieles nicht in Ordnung. Arthur Rimbaud, Gegenstand einer „Amtshandlung gegen einen Unsterblichen“, zeigt während eines Aufenthalts in Wien (für das Jahr 1876 verbürgt) den Diebstahl seiner Koffer an, wird als ein „Zugereister“ sofort zu einem Verdächtigen und des Landes verwiesen. Auch anderen Helden in den kleinen Protokollen ergeht es nicht gut. Die Drach-Werkausgabe ist u. a. mit einem Stellenkommentar, einer Darstellung der Textgenese sowie Faksimiles aus den Originalhandschriften versehen und gewährt genauen Einblick in die Entwicklung eines widerständigen Schriftstellers aus Österreich.
In "Z.Z. - das ist die Zwischenzeit" schildert Albert Drach die Zeit zwischen der Ermordung des österreichischen Kanzlers Dollfuß und dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Am Schicksal eines namenlosen jüdischen Protagonisten zeigt er Entmündigung und Demütigung, verknüpft mit seinem eigenen Schicksal und einem zynischen Humor.
Catilina kehrt zurück ins Jahr zweitausend. Als Todesengel überzieht er die Welt mit Gewalt und Terror. Gerade dadurch verdient er sich die Wertschätzung der Überlebenden. Als es zum Entscheidungskampf kommt, fällt er wie sein römischer Vorgänger, von Cäsar beerbt. In surrealen Bilderwelten und visionären Obsessionen erzählt Albert Drach Catilinas Aufstieg und Fall als Anklage gegen die apokalyptische Macht des Bösen.
Albert Drach porträtiert in diesem Band die kleinen Leute, die das Glück oft nur kurz erleben. Neben den besten Kleinen Protokollen sind auch unveröffentlichte Erzählungen enthalten, die Drachs stilistische Vielfalt zeigen. Eine empfehlenswerte Lektüre für Kenner und Interessierte.
In diesem Band mit drei Erzählungen, der zum 90. Geburtstag des Autors erschien, zeigt Albert Drach erneut sein Meisterschaft im Erzählen böser Geschichten. Mit seinem Protokollstil schildert er schonungslos abwegige Gelüste und Brutalität, wobei die Demaskierung des Bösen aus einem scharfsichtigen Moralismus resultiert.
Die Zeit zwischen 1935 und dem »Anschluß« Österreichs an das Deutsche Reich 1938 beschreibt Albert Drach in »Z. Z.«. Am Schicksal des Sohnes, das sein eigenes ist, zeigt er die allmähliche Entmündigung, Demütigung und Denunziation der Juden. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit seinem typisch zynischen Humor hat Drach eines der ungewöhnlichsten, provokantesten und zugleich eines der persönlichsten Bücher über die dreißiger Jahre in Österreich geschrieben.
Die literaturhistorische Einordnung von Albert Drach war bereits vor seiner breiten Bekanntheit umstritten. Oft wurde er als Nachfolger von Herzmanovsky-Orlando betrachtet, was beiden Autoren nicht gerecht wird. Drach zeigt sich in thematischer und stilistischer Hinsicht als eigenständig, wie dieser Roman eindrucksvoll beweist. Er gehört zur populären Gattung des Gerichtsromans, unterscheidet sich jedoch stark von Vertretern wie Grisham. In durchgängig konjunktivistischem Protokollstil schildert Drach, wie die beiden Mädchen Stella Blumentrost und Esmaralda Nepalek beim Autostoppen von dem brutalen Viehhändler Joseph Thugut überfallen und vergewaltigt werden. Sie schaffen es, ihn zu überwältigen und zu fliehen, werden jedoch bald von der Polizei aufgegriffen und wegen Mordes angeklagt, obwohl der Viehhändler verschwunden ist. Drach beleuchtet akribisch das Vorleben der Frauen, stets mit dem Ziel, sie weiter zu belasten. Bürokratische Starrheit und lüsterne Fantasien formen die Wahrnehmung der Ereignisse, was Drach eindringlich zusammenfasst: „Es genügt, dass der Mord angenommen wird.“ Diese Neuausgabe eröffnet eine Werkausgabe des Autors, der als einer der bedeutendsten Avantgardisten gilt. „Untersuchung an Mädeln“ zeigt Drachs Kunst auf ihrem Höhepunkt und ist ein fesselndes Beispiel für einen Kriminalroman als Sittenbild.