Bislang sind im Bereich der Marienverehrung sozialhistorische Aspekte kaum ins Blickfeld der Forschung gerückt und zahlreiche Fragen unbeantwortet geblieben. Nahm die Jungfrau im Leben frommer Frauen (Nonnen sowie Vertreterinnen der "religiösen Frauenbewegung") wirklich den Stellenwert ein, den die Erbauungs- und Unterrichtungsschriften vorzeichneten? Welche Berührungspunkte ergeben sich zwischen der traditionellen monialen Direktionsliteratur (Jungfrauenspiegel) und den spätmittelalterlichen Hausbüchern, Erziehungstraktaten und Frauenpredigten? Welche Bedeutung kam den schillernden Reformorden des Hochmittelalters in der Verbreitung der Marienverehrung zu? Geriet daneben der Weltklerus nicht zu Unrecht etwas in Vergessenheit? War die Jungfrau der spätmittelalterlichen Theologen wirklich identisch mit der allmächtigen Mutter Gottes, die das zeitgenössische Wallfahrtswesen beseelte? - Was erlaubt uns, Parallelen zwischen Maria und der fernen Angebeteten der höfischen Dichtung zu ziehen? - Oder welche Funktion nahm die Jungfrau im politischen Denken des Mittelalters ein? Was bewegte Bischöfe und Könige, Städte und Nationen, ihr Abbild auf Siegel und Banner zu tragen? Was die neu entstandenen Universitäten, es ihnen gleich zu tun? Kurz, das Spektrum offener Fragen ist breit. Im vorliegenden Band versuchen ausgewiesene Vertreterinnen und Vertreter aus den Fachbereichen Geschichte, Germanistik, Kunstgeschichte und Theologie, Antworten zu finden
Claudia Opitz Belakhal Knihy






„In den Monarchien besitzen die Frauen wenig Verschämtheit. Da nämlich das Vorrecht des Standes sie an den Hof ruft, nehmen sie dort jenen freien Geist an, nahezu den einzigen, der dort toleriert wird. [...] In den Republiken sind die Frauen frei durch die Gesetze und gefesselt durch die Sitten. Der Luxus ist hier in Bann getan - und Korruption und Laster mit ihm.“ Mit diesen und ähnlichen Worten beschrieb der französische Aufklärer und Jurist Montesquieu um die Mitte des 18. Jahrhunderts einen der wesentlichen Unterschiede zwischen der monarchischen und der republikanischen Staatsform: Die Stellung und die Einflussmöglichkeiten der Frauen – nicht ahnend, dass schon wenige Jahre später gerade um die Freiheit und die Einflussnahme der Frauen in der neu entstandenen Französischen Republik heftig gerungen werden würde. Dieser Band gibt einen Überblick über zehn Jahre Forschung: Claudia Opitz zeichnet darin den Weg der Debatten über die neue Geschlechterordnung ebenso nach wie die institutionellen und diskursiven Voraussetzungen für den Bruch mit der alten (Geschlechter-)Ordnung nach 1789. Geschlechtergeschichte, wie sie hier vorgestellt wird, versteht sich als politische Kulturgeschichte, in der kulturell verfügbare Symbole und Repräsentationsformen ebenso Beachtung finden wie Institutionen und Organisationen; daneben stellen aber vor allem auch die Handlungsräume und die Geschlechtsidentitäten der Akteurinnen und Akteure und ihre divergierenden Vorstellungen von Politik und Gesellschaft ein zentrales Interessenfeld der Forschung dar.
Die Geschlechterdebatte im 18. Jahrhundert war erheblich vielstimmiger, als dies von der Forschung bislang wahrgenommen wurde. Die in diesem Buch versammelten Beiträge aus Sozial-, Kultur-, Literatur-, Kunst- und Wissenschaftsgeschichte sowie Philosophie und Historischer Pädagogik gehen der Frage nach, wie und mit welchen Argumenten sich auch Frauen in die Diskussionen um Tugend, Vernunft und Gefühl einmischten und welche Auswirkungen die theoretischen Reflexionen insbesondere auf weiblich konnotierte Lebensbereiche wie Ehe und Sexualität, Mutterschaft und (Mädchen-)Erziehung, Krankheit und Körperlichkeit hatten. Die Fallstudien dokumentieren, dass Gleichheit und Differenz der Geschlechter nicht einfach als zwei konkurrierende Konzepte aufklärerischen Denkens oder als Widerspruch von Diskurs und sozialer Praxis begriffen werden können. Die Aufklärung erweist sich als zu komplex, um aus ihr weiterhin eine schlichte Fortschritts- oder Verlustgeschichte der Frauen abzuleiten.
Unter dem Eindruck demütigender und verlustreicher Niederlagen im Siebenjährigen Krieg setzte um 1760 in Frankreich eine intensive Reformphase im Militärwesen ein, die nicht zuletzt auf eine Modernisierung des Offizierskorps abzielte. Ständeprivilegien und absolutistische Herrschaftslegitimation verhinderten jedoch einen wirklichen Erfolg dieser Bemühungen. Erst mit der Revolution gelangen hier die nachhaltigen Verbesserungen, von welchen die spätabsolutistischen Militärreformer und Minister geträumt hatten. Auf der Basis umfassender Quellenstudien werden hier die wesentlichen Stationen dieses Transformationsprozesses dargestellt und die strukturellen Gründe ihres Scheiterns offengelegt.
Die Gernlers waren eine Basler Pfarr- und Gelehrtendynastie, welche die Geschicke der Stadt über Jahrhunderte prägte. Im Unterschied zu den Burckhardts, Faeschs oder Staehelins spielt diese Familie im kollektiven Bewusstsein Basels heute jedoch kaum noch eine Rolle. Zu Unrecht, denn ihre Geschichte erweist sich als höchst aufschlussreich, was die Bedeutung familialer Beziehungen und Solidaritäten zwischen Spätmittelalter und Moderne anbelangt. Die Publikation geht den verschlungenen Schicksalen einzelner Familienmitglieder aus verschiedenen Epochen nach und zeigt, welche Auswirkungen wirtschaftliche und soziale Entwicklungen, in der Frühen Neuzeit etwa das Verlagswesen oder die Fremden Dienste, auf den Alltag der Menschen hatten. Ein Fokus liegt auf den weiblichen Familienmitgliedern und beleuchtet deren Rolle als Mütter, Töchter, Witwen und Waisen, aber auch als Unternehmerinnen und Meistersgattinnen.