Eva Berendes arbeitet mit Malerei als Medium, um ihr Produktionsfeld zu weiten. Sie dehnt das Medium auf Skulpturen und in den öffentlichen Raum aus. Mit dieser künstlerischen Methodik befragt sie nicht nur die Mittel der Bilderzeugung, sondern versteht es geschickt, deren Basis in einen Dialog von Architektur, städtischer Infrastruktur oder Alltagsgegenständen zu führen. Dazu verwendet sie wie im Fall des vorliegenden Künstlerbuches verschiedene Stoffe, bemalte und unbearbeitete, die sie dann beschneidet, miteinander verbindet, indem sie diese grob vernäht oder übereinander drapiert und mit Kopfstecknadeln fixiert. Solcherlei Zusammenführungen von Eva Berendes waren bereits in Bonn objekthaft vor dem Kunstmuseum zu sehen, als sie den Bonner Kunstpreis 2021 erhielt und im Innen- und Außenraum ihre Arbeiten wie Architekturfragment oder Fassadenteile inszenierte. Das hat etwas Fluides, obwohl es sich um feste Materialien handelt. Diese können allerdings vielfältigen Wandlungen unterzogen werden, sodass ihnen ihre Sinn- und Formhaftigkeit abhandenkommen kann - dann gehen die Objekte fliegen!
Jochen Kienbaum Knihy



Pia Fries: tausend : einerlei
Kienbaum Artists’ Books Edition 2022
Collagen zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Pia Fries (*1955) setzt Farbe direkt auf ihren Leinwänden ein, entweder als dichte Masse oder als flüssige Spur; dabei spielt sie mit Texturen, Fakturen und sich wiederholenden Formen. Wie auch andere ihrer zeitgenössischen Malerei-KollegInnen macht sie dabei virtuos Gebrauch von den Möglichkeiten technischer Reproduktion. Für die vorliegende Werkserie hat sie drei Exemplare des Bildbands »Chinesische Bambuspapierherstellung. Ein Bilderbuch aus dem 18. Jahrhundert« auseinandergenommen, die Textbeiträge entfernt und »die einzelnen Farbtafeln in ihre Selbstständigkeit entlassen«, wie sie schreibt. »Dann habe ich mir diese eigenständigen Bildtafeln angeeignet, mit Farben und Drucken umgestaltet, und schließlich haben diese sich in etwas Neues verwandelt.«