Von Kafka bis Celan
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In keinem Bereich deutscher Kultur haben Juden so viele und so tiefe Spuren hinterlassen wie in der Literatur. In ihrer großen Epoche, die etwa um 1820 mit Rahel Varnhagen, Ludwig Börne und Heinrich Heine beginnt und gut einhundert Jahre dauerte, haben jüdische Autoren wie Franz Kafka, Else Lasker-Schüler, Franz Werfel oder Joseph Roth deutsche Literatur geprägt. Deutsch-jüdische Literatur des 20. Jahrhunderts ist aber nicht nur große deutsche, sondern auch große jüdische Literatur. Im Mittelpunkt des Buches steht deshalb die Frage, was denn das ›Deutsche‹ und was das ›Jüdische‹ an ihr sei. Jüdische Literatur in deutscher Sprache ist deutsch-jüdische Literatur vor allem durch die Darstellung jüdischer Erfahrungen – zumal der problematischen Assimilation, des Exils und des Holocaust. Noch die Ausbildung literarischer Traditionen ist durch solche Erfahrungen motiviert; etwa die Heine-Rezeption und die Herausbildung von Wechselwirkungen mit anderen Literaturen, insbesondere mit der jiddischen. In ihrer Verschiedenartigkeit reflektieren diese Erfahrungen die Wandlungen jüdischer Identität im 20. Jahrhundert. Internationalität und Interkulturalität erweisen sich dabei als Grundzüge der jüdischen Literatur deutscher Sprache – gerade bei ihren größten Vertretern und bis hinein in die Gegenwart. Ihr grenzüberschreitender Charakter, sprachlich, politisch und kulturell, hat sie zu einem »heimlichen Korrektiv« (Thomas Mann) der deutschen Literatur gemacht.
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