Ein früher Abschied
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Wenn ein Baby plötzlich tot im Bettchen liegt, ohne daß es erkennbar krank war, ist das für die Eltern und die Familie ein schockierendes Ereignis. Die Medizin hat die Ursachen des Plötzlichen Kindstods bis heute nicht enträtseln können. Es liegt keine Krankheit vor im strengen Sinn mit lokalisierbarer Ursache und typischem Verlauf. Der Psychoanalytiker Arno Gruen hat einen neuen Ansatz zur Erkundung dieses Phänomens gewagt und durch eine empirische Untersuchung untermauert. Seine Erkenntnisse zeigen, daß unsere gesellschaftlichen Lebensbedingungen – es gibt Kulturkreise, in denen der Plötzliche Kindstod nicht auftritt – wesentliche Bedingung für dieses Phänomen sind. Unsere idealisierenden Vorstellungen von der richtigen Mutter- und Vaterrolle spalten uns von unseren tatsächlich erlebten Gefühlen ab. Wir verleugnen ganz natürliche und berechtigte aggressive Gefühlsanteile, um die gesellschaftlichen Rollenerwartungen zu erfüllen. Die ins Unbewußte gedrängten Gefühle der Eltern verhindern bei den Säuglingen die Herausbildung jener adäquaten Objektbeziehungen, die gegen Hilflosigkeit und Apathie schützen. So können psychosomatische Prozesse einsetzen, die ein Kind direkt mit dem Tod bedrohen. Wenn die seelische Isolation, in die sich vornehmlich Mütter durch die Anforderungen eines unerfüllbaren Rollenklischees gedrängt fühlen, durch gezielte Kontakte aufgebrochen wird, kann der tödlichen Gefahr vorgebeugt werden.