Die Spur des Marders
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Am 9. Oktober 1963 kam es in der italienischen Region Friaul zu einer folgenschweren Katastrophe. Die Errichtung eines Staudammes löste am Monte Toc einen gewaltigen Bergrutsch aus. Teile des Berges stürzten in den aufgefüllten Stausee. Der gerade erst fertiggestellte Damm vermochte dem Druck nicht standzuhalten. Er brach, und die Wassermassen ergossen sich ins Tal. Mehrere Dörfer wurden von der Flutwelle hinweggeschwemmt. Über 2000 Menschen verloren ihr Leben. Die Überlebenden wurden evakuiert und konnten erst nach vier Jahren wieder in ihre Dörfer zurückkehren. Mauro Corona, der in Erto, einem der zerstörten Dörfer, seine Kindheit verbrachte, erzählt aus dem Leben im Tal des Lago di Vajont vor der Katastrophe. Da ist der Scherenschleifer, die fliegende Händlerin, der alte Silvio, der singend die Bergwelt durchwandert, und der Freund, der aus purer Gutmütigkeit all sein Hab und Gut verlor. Corona denkt zurück an den Großvater, der ihm die Kunst des Holzschnitzens beibrachte und ihn die Sprache der Bäume lehrte. Er erinnert sich an den Marder, der eine ganze Jagdgesellschaft an der Nase herumführte, und beschreibt die besondere Art, auf die die Bäume im Herbst ihre Blätter verlieren. Heiteres, Besinnliches und Rauhes mischt sich in den Geschichten. Corona erzählt von einem Leben in und mit der Natur und von der Vernichtung dieses naturnahen Lebens durch die modernen technischen Errungenschaften. Aber er verklärt seine Erinnerung nicht. Als „authentischen Bildhauer“ bezeichnet der Triester Literaturwissenschaftler Claudio Magris ihn im Vorwort, und in der Tat verdichtet sich die Erzählung zu einem plastischen Bild dörflichen Lebens. Es ist ein karges, mühsam der Natur abgerungenes Dasein, das die Dorfbewohner fristen und das ihnen dennoch Glück und Zufriedenheit schenkt. Mit dem Dammbau erfährt dieses im Wechselspiel mit den Jahreszeiten stetig fortschreitende Leben ein jähes Ende. Die Dorfbewohner verfügen nun plötzlich über Geld, und der materielle Gewinn verändert auch ihr Wertsystem. Die Jugendlichen kaufen sich Motorräder, und die Familienväter werfen ihre alten Holzmöbel auf den Müll. "br Eine alte Frau aus Erto hatte einst prophezeit, dass das Dorf sich eines Tages zum Städtchen wandeln und dann untergehen würde. Diese Prophezeiung wurde grausame Wirklichkeit. Das zum Städtchen gewordene Erto geht unter. Die Techniker haben die Kräfte des Berges unterschätzt. In seinem Buch bewahrt Corona die Erinnerung an ein Leben, das nie wieder so sein wird, wie es war. Frei von Sentimentalität, doch voll von Wärme und einer gewissen Wehmut, sind seine Erzählungen eine stille Warnung vor menschlicher Hybris. Es gibt kein Leben gegen die Natur, sondern nur mit der Natur. Vor dem Hintergrund dieser Geschichten übt Mauro Corona eine leise, unauffällige Zeitkritik, die den Finger auf die wunden Punkte unseres angeblich so guten Lebens legt: Zeitmangel, fehlende Hingabe an unseren Beruf, Mangel an Herz und Geduld für den anderen sowie ein übermäßiges Interesse an materiellen Dingen. Und immer schwingt die unterschwellige Frage mit: Was gewinnen, was verlieren wir durch die technische Revolution der Neuzeit?
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