Eine neue Widerlegung der Zeit und 66 andere Essays
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Die Erzählungen! Immer wieder die selben, vielzitierten Erzählungen. Doch Borges kann nicht erzählen, ohne zu denken, und nicht denken, ohne zu erzählen. Deshalb sind seine Essays nicht weniger phantastisch, radikal und fabelhaft als seine Ficciones - ja, vielleicht steckt in ihnen sogar der eigentliche Kern seiner Autorschaft. Sonderbar, daß sie in keiner handlichen Ausgabe auf dem Markt zu finden sind. Viele von ihnen nennen sich Historien, Träume oder Rätsel, und alle sprengen den hergebrachten Begriff des Essays und verleihen der Gattung einen neuen, irisierenden Glanz. Die frühesten unter diesen Stücken, kaum bekannt, sind achtzig Jahre alt, und sie wirken so frisch und überraschend wie am ersten Tag. Die Themen sind so vielfältig, daß man sich an den Kopf greift. Von der Kunst des Schmähens handeln sie, von der Dauer der Hölle, von Kabbalisten und Schildkröten, Denkmaschinen und Engeln. Bisher unbekannt war hierzulande, was Borges über die Deutschen, die Juden und den Zweiten Weltkrieg schrieb. Diese Texte widerlegen die schwarze Legende, derzufolge man es mit einem unpolitischen oder gar rechten Schriftsteller zu tun hat. Es ist kein Zufall, daß Borges sich so gerne mit Rechtfertigungen und Widerlegungen befaßt hat. Den Zeitgeist hat er stets verachtet, und zum Mainstream wird er nie gehören.