Begabung und Bildung oder Begabung und Begabungsentwicklung und eine humangerechte Bildungsorganisation
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Immer wieder behaupten Schulpolitiker, daß die Erfolge der Schule nur von der Güte des Unterrichts abhängen. Immer wieder vergessen sie, daß Begabung etwas ist, das wir als Möglichkeit bei der Geburt mitbekommen. Sicher, es kann durchaus geschehen, daß die Begabung eines Kindes nicht so weit aktiviert wird, wie es von seiner Anlage her an Möglichkeiten mitbringt, aber es gibt andererseits keinen Unterricht, der mehr aktivieren kann, als an Möglichkeiten angelegt ist. Und bei genauerem Hinsehen muß man dann auch noch feststellen, daß die Begabungspotentiale anlagemäßig nicht normalverteilt sind, sondern nur ihre Komponenten, daß die sich aber nicht addieren, so daß höhere Begabungen sehr viel seltener sind, als es Intelligenztests und gängige Theorien erwarten lassen. Nur ca. 18 Personen von 100 Milliarden Menschen verfügen in einer Grundbegabung - wie Vorstellen, Denken, psychophysische Fähigkeiten, Bewußtheitsfähigkeit - über die Anlagen zur Höchstbegabung, nur 37 von einer Millarde über die Anlagen zur zweithöchsten Begabungsstufe usw., was aber nicht bedeutet, daß diese Anlagen auch wirklich voll entfaltet werden. Um also das für unser Überleben so wichtige Begabungspotential nicht nur im Geistigen, nicht nur im Bewußtsein, sondern auch im Vorstellen und in den psychophysischen Fähigkeiten wie etwa handwerklichem Können möglichst vollständig zu entwickeln, müssen wir uns in viel stärkerem Maße mit den Entwicklungsumständen und den eventuellen Entwicklungsbeeinträchtigungen befassen. Sie müssen wir kennen, ehe wir überhaupt daran denken können, unser Bildungs- und Ausbildungssystem zu verbessern, denn was nützen alle Reformen, wenn unsere menschliche Natur darauf nicht anspricht. Das hieße doch nur Geld zum Fenster hinauszuwerfen und keine Begabung mehr zur Entfaltung zu bringen, sondern noch mehr Entwicklungsmöglichkeiten zu vernichten und Chancen zu verpassen, die man nie wieder erhält. Und das ist das Anliegen des Verfassers, der als Psychologe selbst aus dem Lehrerberuf kommt.