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Das spätbyzantinische Konstantinopel

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Die 14 Aufsätze aus vier Jahrzehnten reflektieren die in diesem Zeitraum gewachsenen Einsichten, daß das Konstantinopel im Vorfeld der türkischen Eroberung trotz gravierender Machtverluste des byzantinischen Kaisertums, trotz einschneidender Bevölkerungsverluste der byzantinischen Hauptstadt und trotz schmerzhafter Einbußen an byzantinischem Reichsterritorium keine sterbende, sondern immer noch eine sehr lebendige Stadt gewesen ist. Das byzantinische Kaisertum bezieht seine materiellen und ideellen Kräfte weiterhin ganz wesentlich aus der von Kaiser Konstantin zur Residenz erhobenen Stadt an der Grenze zwischen Europa und Asien. Die städtischen Institutionen bleiben im wesentlichen intakt. Am städtischen Baukörper wird ständig gearbeitet. Die koloniale Expansion der oberitalienischen Handelsstädte knebelt die einheimischen Wirtschaftskräfte, weist ihnen zugleich aber auch neue Wege eigener Entwicklung. Zu beobachten ist bis zuletzt die Immigration wirtschaftlich und politisch aktiver Bevölkerungselemente aus der byzantinischen Provinz, aus der lateinischen Romania und aus den ehemaligen Kreuzfahrerstaaten. Auch Teile der städtischen Führungsschicht wenden sich stärker dem Geldgeschäft und der Handelstätigkeit zu. Hauptstädtische Schiffsbesitzer und Kaufleute können sich einen beachtlichen Anteil am Wirtschaftsgeschehen im Ägäisraum und der Schwarzmeerregion erhalten. Medizinische Lehreinrichtungen haben einen weit über die Stadt hinausgehenden Ruf. Ein neu eingerichtetes Hospital wird von seinem Stifter durch Erträge seiner Einlagen in der genuesischen Staatsschuld unterhalten. Das Bewusstsein, Bewohner einer einzigartigen Stadt und Teilhaber an einer einzigartigen Tradition zu sein, schließt die Stadtevölkerung über alle sozialen Grenzen und Spaltungen hinweg zusammen bis hin zum letzten Gefecht auf den Mauern der Stadt im Mai 1453. Die dieser Stadt innewohnende Kraft zur Selbstbehauptung, zur immanenten Regeneration und zur Anpassung an wesentlich veränderte äußere Bedingungen wird auf vielfältige Weise sichtbar gemacht. Das dramatische Geschehen an einem Wendepunkt der Weltgeschichte kann um neue Akzente und Argumente bereichert werden.

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2008

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