Der entscheidende Moment
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Die Idee zu „Der entscheidende Moment“ entstand in Vermont während eines Foto-Workshops. Am Eröffnungsabend (ich war Gastreferent, zusammen mit meinem Kumpel Dave Moser), nachdem andere Referenten ihre Präsentation abgeschlossen hatten, betrat Joe McNally die Bühne. Dave und ich sitzen also hinten im Raum und McNally gibt Gas. Joe ist in seinem Auftreten sehr fesselnd, und immer wieder sind Oooooohs und Aaaaahs zu hören, wenn ein neues Bild gezeigt wird. In einem Moment mussten wir laut lachen, im nächsten waren wir den Tränen nah. Joe ist ein ausgezeichneter Lehrer und immer wieder wirft er unglaubliche Tipps ins Publikum - die Tricks aus dem Geschäft, die wirklichen Nuggets - und wir alle hängen an seinem Mund und lechzen nach jedem Wort (und schreiben mit, so schnell wir können). Jedesmal, wenn Joe einen Satz beginnt mit „Einmal hat mir ein Lektor beim National Geographic erzählt … “ fassen wir die Stifte fester, denn ein weiterer Goldschatz macht sich auf den Weg. Einmal spricht Joe darüber, Personen vor Ort auszuleuchten, und er sagt „Ein Lektor sagte mir einmal … “ (wir werden hier noch nichts verraten), dann verrät er etwas ganz Einfaches. Nur ein Satz, aber Dave und ich sahen uns an, beide mit diesem breiten Grinsen im Gesicht, denn wir wussten, das war der entscheidende Moment. In diesem Moment wurde ein Konzept vollkommen verständlich, über das ich mehrere Bücher gelesen hatte, wie von Zauberhand war plötzlich alles klar. Und das war „Der entscheidende Moment“. Nach dem Vortrag waren Dave und ich völlig platt. Wir konnten nur über eines reden. Irgendwann sah ich Dave an und sagte: „Wenn alles, was ich von diesem Workshop mitgenommen hätte, nur Joes Schätze wären, die $795 für den Workshop hätten sich trotzdem gelohnt. Ich habe in dieser einen Stunde mehr über Fotografie gelernt als in den gesamten letzten drei Jahren.“ Dave war vollkommen meiner Meinung. Am nächsten Morgen waren Dave und ich noch immer hingerissen von dem, was wir am Abend zuvor gelernt hatten, und ich sagte zu Dave: „Ich würde alles für ein Buch zahlen, das nur aus Joes Goldstücken bestünde - nur die kurzen Sätze, mehr nicht.“ In dem Moment wusste ich, dass ich Joe zu diesem Buch überreden musste. Dave war begeistert und wir diskutierten bereits, was im Buch alles enthalten sein müsste. Im Grunde wollte wir das nehmen, was Joe live zu bieten hat, und auf Papier übertragen, denn es passt alles so genial zusammen. In seinem Vortrag zu Beispiel verrät er einen Trick, sofort erscheint ein Foto aus dem Bildschirm, das perfekt illustriert, worüber er gerade spricht. Einfach überwältigend. Dann erläutert er, wie er zu der Aufnahme kam (und bringt einem bei, wie man selbst ein solches Foto schießen kann). Eine clevere Herangehensweise, basierend auf drei Säulen. Ich weiß nicht, ob er das bewusst macht, aber er trifft immer genau. Denselben Effekte wollte ich für das Buch: ein Drei-Säulen-Modell, ein Lerndreieck, dassich von jedem anderen Foto- oder Lehrbuch auf dem Markt abhebt. Nachdem wir an jenem Abend in der Dämmerung fotografiert hatten, setzte ich mich mit Joe zusammen und überzeugte ihn von diesem Buch, das er schreiben sollte. Ich erzählte ihm, wie er Dave und mich mit seinen Zitaten und Bildern überzeugt hatte, und dass er seine Begabung als Lehrer und seine genialen Bilder unbedingt nutzen und an andere weitergeben müsste. Er musste auf einer höheren Stufe weiter machen, ich erklärte ihm das so: "Stell Dir eine Doppelseite vor, auf der linke Seite Deinen Text. Eine dieser 'Ein Lektor hat mir einmal erzählt'-Geschichten, die alles auf den Punkt bringen. Auf der gegenüberliegenden Seite dann das Bild, um die Story abzuschließen, und um alles rund zu machen, erzähle die Hintergrundgeschichte: wie Du zu der Aufnahme gekommen bist, was beim Shooting passierte, wie der Leser eine ebensolche Aufnahme machen kann. Genau wie in Deinem Vortrag.„ Als wir mit der Entwicklung des Buches begannen, lernten wir Joe genauer kennen. Er hat die Begabung, mit dem Leser zu sprechen, als wäre er ein Freund. Augenscheinlich sind Joes Freunde aber alle High-End-Profifotografen. Zum Beispiel fragte ich ihn einmal etwas wegen einer bestimmten Beleuchtungstechnik für ein Model, da sagte er “Ganz einfach, ich habe mit einer Pepper geblitzt„ (und er schaute mich an, als müsste ich genau wissen, was er damit meinte). Einige Erklärungen würden also nötig werden. Am Ende des Buches finden Sie auch einen speziellen Abschnitt (außerhalb der vier Sektionen unsrere Lehrmethode), in dem Sie mehr über Joe McNally, den Mann hinter der Kamera, erfahren. Joe erzählt einige faszinierende, unglaubliche, frustrierende und oft bewegende Geschichten aus seinem Leben, das er hinter der Kamera verbracht hat. Als ich diese Sammlung las, konnte ich mir Joe in einer Bar vorstellen, nach einem Tag voller neuer Aufnahmen, wie er seinen Fotografen-Kollegen seine “Geschichten von der Front„ zum Besten gibt. Deshalb heißt der Abschnitt auch “An der Bar„. Er rundet das Buch perfekt ab, und Sie nehmen wirklich alles mit, was er zu bieten hat. Dies ist also die kleine Historie, wie das Buch in meinem Kopf entstanden ist, und vielleicht sind Sie neugierig geworden auf das, was Sie erwartet. Ich bin stolz, Ihnen diesen einzigartigen Fotografen, Lehrer und Autor vorstellen zu dürfen. Seine wunderbaren Bilder, seine durchdachten Worte bescheren Ihnen “Den entscheidenden Moment". Scott Kelby