Einkommensverteilung und gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Österreich und den Niederlanden
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Die Wirtschaftspolitik in den Ländern der Europäischen Union war in den letzten Jahrzehnten von Arbeitsmarktreformen und einer wettbewerbsorientierten Lohnpolitik geprägt. Reale Lohnzuwächse lagen unterhalb des Produktivitätswachstums; in der Folge sank die Lohnquote kontinuierlich. Die erhofften Resultate dieser Politik blieben jedoch aus; Wirtschaftswachstum und Beschäftigung entwickelten sich nur schwach. Stefan Ederer analysiert in seiner Arbeit die unterschiedlichen Auswirkungen einer Veränderung der funktionalen Einkommensverteilung auf die Komponenten der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage am Beispiel Österreichs und der Niederlande. Beide Länder sind repräsentative Beispiele kleiner offener Volkswirtschaften, die seit langem eine Politik zurückhaltender Lohnsteigerungen verfolgen. Ein Rückgang der Lohnquote hat unterschiedliche Effekte auf privaten Konsum, Investitionen, Export und Importe. Theoretisch kann daher die gesamtwirtschaftliche Nachfrage – je nach Größe dieser Teileffekte – positiv oder negativ von einer Veränderung der Einkommensverteilung beeinflusst werden. Sowohl für Österreich als auch für die Niederlande wird das ursprünglich lohngetriebene Nachfrageregime infolge der Globalisierung zunehmend profitgetrieben. Eine profitgetriebene Nachfrage würde bedeuten, dass die Politik zurückhaltender Lohnsteigerungen für Wachstum und Beschäftigung förderlich ist. Diese Schlussfolgerung trifft jedoch nur zu, wenn unterstellt wird, dass andere Länder nicht dieselbe Politik verfolgen. Kommt es zu einem Lohnsenkungswettbewerb, bleiben lediglich die negativen Nachfragefrageeffekte übrig und dämpfen Wachstum und Beschäftigungsentwicklung.