Vom Verschwinden der Illusionen und den wiedergefundenen Dingen
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Ganze 34 Jahre liegen zwischen dem Abitur des Autors 1974 und dem der Schulabgänger 2008, denen diese Rede gewidmet ist. Was hat sich verändert in dieser Zeit? Was ging verloren, was wurde gewonnen und was kann wiederentdeckt werden? Ganz klar, gewonnen haben wir an Bequemlichkeit und Lebensstandart. Es gibt PCs, Handys, iPods, Privatfernsehen und Billigfluglinien. Das gab es in den frühen 70ern nicht. Doch welchen Preis bezahlen wir für diese Annehmlichkeiten? Fernab jeder nostalgischen Verklärung erinnert Peltzer an vergessene oder heute vielleicht lediglich verdrängte Werte jener Zeit, die auf die 68er folgte. Das Wort Karriere existierte genauso wenig wie Individualismus und Zukunftsangst. In einem anderen soziokulturellen Klima ging es um Gemeinsamkeit, Veränderung, Erkenntnisgewinn, Vergrößerung der Urteilskraft, Entdecken der eigenen Potentiale und vor allem um eins: Um die Gegenwart. Wer heute aus der Schule ins Leben tritt – und nicht nur der – steht unter einem enormen Leistungsdruck. Die Gegenwart scheint lediglich die Durchgangsstation auf dem Weg in eine Zukunft zu sein, die zielstrebig erreicht werden muss. Die vielgefürchtete Lücke im Lebenslauf ist tabu. Gerade hier gibt Peltzer einen erfrischend unangepassten Denkanstoß: Bedeutet der Mut zur Lücke wirklich schlechtere Berufschancen? Ist es Zeitverschwendung, Kants Kritik der reinen Vernunft oder Prousts Gesamtwerk zu lesen, sich auf eine lange Reise zu begeben und das alles nur zu dem Zweck, um zu sich selbst und nicht sich selbst möglichst schnell auf einem Bürostuhl wiederzufinden?