Wozu philosophieren?
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Woher kommt die philosophische Sprache? Warum spricht sie? Unter welchen Bedingungen verschafft sie sich Gehör? In vier Vorlesungen, die er 1964 vor Studenten hält, vermeidet es Lyotard, auf die abstrakte Frage »Was ist Philosophie?« Antwort zu geben und wendet sich stattdessen der besonderen Frage zu: »Wozu philosophieren?« Die Philosophie, so Lyotard, antwortet auf ein grundsätzliches Bedürfnis des Menschen: dem Begehren nach Sinn. Der Philosoph überlässt sich dem Begehren: einem Begehren, das eine Negativität, d. h. eine Abwesenheit als Bedingung hat, das niemals zur Erfüllung kommt und sich immer wieder in einer fortgesetzten Anstrengung erneuert. Philosophieren bedeutet nicht, sich in einen sich selbst genügsamen und definitiven Diskurs einzuschließen, sondern hellhörig zu werden für das latente Begehren in gesellschaftlichen Prozessen. Der philosophische Diskurs kann nicht wirksam werden, ohne an das Begehren anzuschließen, das die Epoche beseelt. So enden Lyotards Überlegungen mit der Frage: »Wie nicht philosophieren?«