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Hirtenarbeit

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Hirtenarbeit ist selten beschrieben worden, und wir wissen daher wenig darüber. Wir alle können uns aber Hirten vorstellen. Aus der Bibel kennen wir das Bild vom guten Hirten. Aus der bukolischen Literatur, die mit Theokrit und Vergil beginnt, haben wir das Bild von der Hirtenidylle übernomen. Die historische Literatur schließlich übermittelt uns das Bild vom barbarischen Nomaden, der die abendländische Zivilisation zu zerstören versucht. Dieses Buch ist ein Versuch, Hirtenarbeit über diese Topoi hinaus genauer zu beschreiben und zu analysieren. Es beruht auf mehrjährigen Feldforschungen bei Tuareg Kamelhirten und Ziegenhirtinnen, die ihren Wohnsitz in der südlichen Zentralsahara, im Aïr (Norden von Nigeria) haben, bei ihrer Transhumanz aber 1.000 km weiter in den Süden, bis nach Nigeria, ziehen. Hirtenarbeit wird hier vor allem unter zwei Aspekten untersucht. Erstens als Technik, wobei das Schwergewicht auf der Beschreibung des Hütens liegt. Zweitens als Handeln. Während die Arbeitstechnik auf das Ergebnis bezogen ist, geht das Handeln vom Menschen aus. Zum Handeln gehören nicht nur Kenntnisse, Fertigkeiten, Tatkraft und Ausdauer, sondern auch Gefühle wie Angst und Freude, das Erleben von Glück, Einsamkeit und Strapazen. Die Arbeitswelt der Hirten und Hirtinnen ist nicht das Haus und die Oase, sondern die Wildnis und die Fremde. Gerd Spittler ist Professor für Ethnologie an der Universität Bayreuth. Über die Tuareg, bei denen er seit 1976 Forschungen durchführt, sind von ihm zahlreiche Publikationen erschienen, darunter zwei Bücher „Handeln in einer Hungerkrise“ (Opladen 1989) und „Dürren, Krieg und Hungerkrisen bei den Kel Ewey, 1900- 1985“ (Stuttgart 1989). Beide Bücher wurden ins Französische übersetzt (Paris 1993). „Arbeit in Afrika“ heißt ein von Kurt Beck und Gerd Spittler herausgegebener Sammelband, in dem 16 Autoren die Erträge der Bayreuther Arbeitsforschung vorstellen.

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1998

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