Der dümmste Vater der Welt
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Mikael Torfason gelingt das rasante Porträt einer Generation, die inmitten zerstörter Familienverhältnisse und umgestürzter Rollenbilder Halt sucht in sexuellen Obsessionen und einer unbändigen Wut auf die elterliche 68er-Generation. Marteinn Máni Saevarsson ist 28 Jahre alt und steckt, gelinde gesagt, in der Krise. Nach seiner Krankschreibung findet sich der völlig verunsicherte Sportjournalist plötzlich in der Rolle des Familienvaters und Hausmanns wieder. Doch seine Kinder begegnen ihm mit Desinteresse. Nur die mittlere der drei Töchter liebt ihn abgöttisch, aber die, so vermutet Marteinn, entstammt der Affäre seiner Frau mit einem Schauspieler. Zu allem Überfluß wurde ihm ein künstlicher Darmausgang gelegt und nun beschleicht ihn auch noch das beunruhigende Gefühl, die Ärzte hätten dabei etwas in seinem Inneren vergessen. Kein Wunder, daß er jegliche Lust auf Sex verloren hat. In dieser Situation ringt Marteinn darum, sich selbst zu finden und die Fehler der Elterngeneration nicht zu wiederholen. In schonungslosen Monologen erfährt der Leser von den Kämpfen und Hoffnungen eines Mannes, der hin- und hergerissen ist zwischen selbstbestimmter Männlichkeit und dem modernen Idealbild des weichen, gefühlvollen Familienvaters, und sich dabei immer wieder als den dümmsten Vater der Welt erfährt. Mikael Torfason geb. 1974 in Reykjavík, wo er mit seiner Frau und zwei Kindern lebt, schreibt Radio- und Fernsehbeiträge und ist Drehbuchautor des Spielfilms „Made in Iceland“. Dies ist sein dritter Roman, der 2002 für den Literaturpreis des Nordischen Rates nominiert wurde. Er lebt in Kopenhagen. Leseprobe: . Aber jetzt bin ich zu einem dieser angepaßten Idioten geworden und jeder Tag scheint der letzte zu sein. Der heutige hat dennoch ganz gut angefangen, obwohl mir kalt ist, und ich es ein bißchen bereue, meinen Namen geändert zu haben. Aber so ist alles in meinem Leben. Ich bereue so vieles. Sitze vor dem alten Videoverleih im Langholtsvegur auf den Stufen und bereue es, damals aus dem Viertel weggezogen zu sein und diesen Laden zurückgelassen zu haben. Es war ein prima Verleih und als er unter dem Namen Langholtsvideo aufblühte, hieß ich Marteinn Hnikar. Damals war die Konjunktur gut, so wie heute, aber natürlich kam die Krise, und sie haben den Namen dem Zeitgeist gemäß in Bonusvideo geändert. Wahrscheinlich wollte ich es ihnen gleichtun und habe meinen Namen geändert, obwohl es eigentlich nichts an ihm auszusetzen gab. Ich bin vielleicht zehnmal Matti Stinker genannt worden, und ich weiß, daß es keinen Einfluß auf mich hatte. Der Name selbst, Hnikar, war sogar ganz schick. Ist eine Bezeichnung für Odin und bedeutet Kämpfer. Daran gibt es nichts auszusetzen. Máni heißt einfach Mond und Marteinn kommt aus dem Lateinischen und bedeutet kriegerischer oder mutiger Mann. Der Langholtsvideoverleih und ich haben fast dieselbe Geschichte. Der Laden hatte nicht mal ein halbes Jahrzehnt Bonusvideo geheißen, als er pleite machte. So wie ich. Das Haus, die Unterkunft, der Körper oder wie man diese äußere Hülle der Seele nennen will, lebt. Ich und das Haus, wir leben, aber wir haben schon vor langem Konkurs angemeldet …