Krokodil im Nacken
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Stasi-Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen. Mit seiner Frau Hannah und den beiden Kindern bei der Republikflucht gestellt, steht Manfred Lenz am Nullpunkt. Vier Monate Einzelhaft hinter Gittern. Zeit genug, sein Leben zu rekapitulieren. Bilder werden wach, Erinnerungen. Wie die an die Düfte, die ihn als kleiner Junge zu Witwe Krauses Seifenladen oder Schuster Schmiedepfennig am Prenzlauer Berg zogen. Auch beim Einmarsch sowjetischer Panzer am 17. Juni 1953 war er dabei. Sein Vater war gefallen, die Mutter betrieb eine Eckkneipe, wo sich ein buntes Völkchen tummelte, aus dessen Stammtischdebatten sich Manni seine ersten Reime auf die Welt machte. Dann, nach dem frühen Tod der Mutter, das Kinder- und Jugendwohnheim, wo man ihn zu einem »klassenbewussten Jugendlichen« erziehen wollte, der stumpfsinnige Drill in der Volksarmee: Immer wieder bekam Manfred Lenz in den kommenden Jahren den Konformitätsdruck zu spüren. Doch das Leben hatte auch seine schönen Seiten: Kino und Rias-Tanzorchester, die Liebe zu Hannah, und es deutete sich sogar eine Karriere an: Er durfte ins Ausland reisen, nach Indonesien! Lenz hätte zufrieden sein können, vielleicht sogar glücklich, nach dem Prager Frühling 1968 aber sitzt ihm seine innere Überzeugung wie ein Krokodil im Nacken …