Eine Handvoll Brombeeren
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»Eine Hand voll Brombeeren ist der erste Roman, den Silone nach seiner Rückkehr im Exil veröffentlicht hat. Das große Thema, das immerwährende Thema des Dichters ist in die Zeit unmittelbar nach dem Sturz des Faschismus verlegt. In der ihm eigenen realistisch-poetischen Erzählweise, die Lyrik und Epik, Gesellschaftskritik und Humoreske vereint, zeichnet Silone Gestalten einer beinahe anarchischen Welt. Dieser große italienische Gegenwartsroman, den man die Biographie eines politischen Glaubens und seiner Enttäuschung nennen könnte, ist zugleich das Werk eines echten Dichters, der menschliche Wahrheit und politische Lüge auf stille, sensationslose Weise scheidet. Er führt in ungeheuer dichten und farbigen Szenen mitten in das Leben italienischer Bergbauern – unvergeßliche Gestalten durch ihr kraftvolles, unverbildetes Wesen, ihren Mutterwitz, ihre reine Menschlichkeit -, eben jener Menschen, für deren Rechte zu kämpfen das angebliche Ziel der totalitären Parteien ist. Wenn »sozialistischer Realismus« bedeutet, was es zu bedeuten scheint, so wäre Ignazio Silone der einzige zeitgenössische Schriftsteller, auf den diese Formel mit Recht angewendet werden kann. Von Fontamara bis zu dem Gehemnis des Luca war das Problem der sozialen Gerechtigkeit, wie es sich im Alltag der bäuerlichen Gemeinschaft spiegelt, das ausschließliche Thema, das wichtigste Anliegen seiner Erzählkunst. Sozialismus und Realismus können tatsächlich in Silones Schreibweise nicht voneinander getrennt werden. Und doch wäre es eine übertriebene Vereinfachung, wollte man nur das betonen. Man würde damit den Umstand vernachlässigen, daß Silones Sozialismus religiös, während sein Realismus tief ironisch ist. Es ist die Verbindung von festem Glauben und Ironie, welche die Eigenart seiner Kunst ausmacht. Silones Romane handeln von moralischer Wahrheit, nicht von politischen Ideologien. Er macht aus der Welt seiner cafoni - der Bauern – keinen Gegenstand der Bewunderung, der Sehnsucht; er betrachtet sie keineswegs als die einzig wirkliche. Er schildert sie im Gegenteil als kläglich und grotesk und ist sich vollkommen bewußt, daß ihre angestammten Lebensformen bald von dem Vordringen der städtischen Zivilisation über den Haufen geworfen und vernichtet sein werden. Für ihn bleiben sie nur darum feste Begriffe eines Vergleichs, weil sie das letzte Beispiel einer zusammenhängenden Gesekkschaft in einer Welt bilden, darin die festen moralischen Maßstäbe in Frage gestellt sind.« Nicola Chiraromonte, Neue Züricher Zeitung
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