Die sibirische Klarheit : Texte aus der Gefangenschaft
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Die Erfahrung der Kriegsgefangenschaft 1916 bis 1920 gilt als das Schlüsselerlebnis, das Heimito von Doderer den Weg ins Schriftstellertum wies. Doderer hatte als Dragoner am Russlandfeldzug teilgenommen, wurde im Juli 1916 bei der Reiterschlacht von Olesza (Ostgalizien) gefangengenommen und zuerst nach Ostasien, dann ins westliche Sibirien deportiert. In den Lagern Krasnaja Rjetschka bei Chabarowsk am Amur, im fernen Osten Russlands, während der Internierung bei Nowo Nikolajewsk, dem heutigen Nowosibirsk, und im Kriegsgefangenenlager von Krasnojarsk entstanden die Texte, die im vorliegenden Band zum ersten Mal veröffentlich werden. Auf abenteuerlichen Wegen gelangte Doderer im Sommer 1920 wieder nach Wien. Vor dem Krieg hatte Doderer das Verlegenheitsstudium der Rechtswissenschaft begonnen. Nach dem Krieg entschied er sich für das Studium der Geschichte und der Psychologie. Ausschlaggebend dafür war die für den Beruf des Schriftstellers am besten geeigneten Studien zu betreiben. In den frühen Skizzen und Erzählungen, die das Lagerleben reflektieren, aber auch das ferne Wien poetisch vergegenwärtigen, finden sich bereits Themenstränge, die sich, Jahrzehnte später, in der „Strudlhofstiege“, den „Dämonen“ und im „Grenzwald“ romanhaft auffächern. Auch Doderers eigentümliche Beschreibungsart und „dodereske“ Stilmittel sind in den Texten aus der Zeit der Gefangenschaft schon im Keim erkennbar.
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