Das Schloss
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Mit der Edition der Handschriften zu Kafkas »Das Schloss« legt die Franz Kafka-Edition (FKA) nach »Der Process« (1997) den zweiten umfangreichen Roman- Entwurf Kafkas in Faksimile und chronologisch differenzierter diplomatischer Umschrift vor. Es handelt sich um Kafkas letzten, Fragment gebliebenen Versuch, einen Roman zu schreiben. Begonnen wurde er im Winter 1922 zu Beginn des Kuraufenthalts in Spindlermühle, unterhalb der Schneekoppe, unweit der heutigen tschechischen Grenze zu Polen. Die Handschrift erstreckt sich über sechs Hefte und ist – im Unterschied zum Manuskript von »Der Process« – durchgängig linear organisiert, wobei die FKA in Heft 1 erstmals die Problematik des doppelten Anfangs sinnfällig macht, die in den früheren Ausgaben Max Brods und Malcolm Pasleys zugunsten einer einfacheren Lektüre in den Anhang bzw. textkritischen Apparat verbannt wurde. Sinnlich wahrnehmbar wird in der FK A auch erstmals Kafkas Kniff bei der Destabilisierung der Erzählperspektive, einen zunächst als Ich-Erzählung beginnenden Text durch den bruchartigen Übergang zur Er-Perspektive nach ca. 50 Seiten (bei rückwirkender Änderung des Personalpronomens der zunächst geschriebenen Passagen) zu befremden. Die Handschrift selbst ist, wie häufg bei Kafka, ohne vorausliegenden Plan unmittelbar in die überlieferten Hefte geschrieben. Die Spuren der äußeren Umstände ihrer Entstehung (Ortswechsel) lassen sich an den manchmal begegnenden Änderungen des Schreibmaterials (Bleistift, verschiedene Tinten) gut verfolgen. Die Transkription der FKA bemüht sich zugleich um größtmögliche Präzision und um gute Lesbarkeit. Die konsequente Faksimilierung der Handschriften ermöglicht die Überprüfung der editorischen Entscheidungen auf jeder Seite. Mit der historisch-kritischen Ausgabe von »Das Schloss« liegt ein weiterer Meilenstein der Kafka-Edition von Roland Reuß und Peter Staengle vor.