Philosophische Brosamen und Unwissenschaftliche Nachschrift
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Der zweite Band der Kierkegaard-Gesamtausgabe »Tiefes philopsophisches und theologisches Denken, Kritik und Spekulation, dichterische Darstellung, psychologische Analyse, lebendige religiöse Anrede, Satire und Angriff und stets erneute Selbstwiedergabe - alles das in eines gewoben.« Romano Guardini In den ›Philosophischen Brosamen‹, der zweiten, nur ein Jahr nach Kierkegaards erster großer Abhandlung ›Entweder – Oder‹ (1843) erschienenen Schrift, geht es um das Verhältnis von Offenbarung und Geschichte, von Glauben und Wissen, von Christentum und Philosophie. Kierkegaard zeigt auf, dass das Christentum auf historischem und auf spekulativem Weg weder bewiesen noch widerlegt werden kann. Er unternimmt in diesem Werk den Versuch, auf dem Weg eines Gedankenexperiments einen Offenbarungsglauben zu konstruieren, der sich radikal von jeder Form einer natürlichen Religiosität unterscheidet, und gelangt, ohne das Christentum explizit zu erwähnen, zu Begriffen einer spezifisch christlichen Dogmatik. Am Schluß kündigt Kierkegaard eine Fortsetzung an, in der er die Sache »bei ihrem wirklichen Namen zu nennen und das Problem in historisches Kostüm zu kleiden« gedenkt. Freilich wurde diese ›Unwissenschaftliche Nachschrift‹ von 1846 mehr als bloß eine Ergänzung. Im ersten Teil greift Kierkegaard wiederum das Problem auf: Ist das Christentum wahr? Er kommt zu dem Ergebnis, daß diese Frage des historischen Kritizismus nach dem Wahrheitsgehalt der biblischen Überlieferung für den Glaubenden belanglos ist, und wendet sich im zweiten Teil dem allein entscheidenden subjektiven Problem zu: Wie komme ich in ein Verhältnis zum Christentum, wie wird das Christentum Wahrheit für mich? Mit den beiden zusammengehörenden und deshalb hier in einem Band vereinigten Schriften hat Kierkegaard als erster den Existenzbegriff der Gegenwart entdeckt und vor allem die Existenzphilosophie und die dialektische Theologie des 20. Jahrhunderts entscheidend beeinflußt.