August Sander. Sardinien. Sardegna.
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Im Jahre 1927 reiste August Sander (1876–1964) mit einem Kölner Kunsthistoriker, der eine Geschichte Sardiniens schreiben wollte, auf die Insel und begann eine umfangreiche Photokampagne, die im großen Werk August Sanders als Solitär dasteht. Es ist der einzige längere Auslandsaufenthalt zum Zweck des Photographierens in seiner Biographie. Zu unserem Glück blieben die bei dieser Kampagne aufgenommenen Bilder unveröffentlicht, da sich das Buchprojekt seinerzeit zerschlug. Wir holen heute gerne das damals Versäumte nach. Sander hatte, als er nach Sardinien reiste, schon sein neusachlich photographisches Dokumentationsprojekt an den Menschen, der Architektur und der Landschaft des Rheinlands – seiner Heimat – erprobt. Er war ein erfahrener moderner Photograph in Sardinien, einem in bäuerlichen Lebensformen verhafteten und ihm völlig fremden Land. Heute, da wir erstmals den Sanderschen Bilderschatz aus Sardinien in Händen und vor unseren Augen haben, bewegt uns zweierlei: erstens, wie wenig der Photograph das Vorgefundene in formal strenge Bilder gießen kann – das gelingt nur ausnahmsweise; in der Regel setzt sich das Chaos der archaischen Realität durch. Und dann werden dem Kenner des heutigen Sardiniens Tränen in die Augen schießen angesichts des hier in Bildern konservierten Zustands der Insel. August Sander ist mit seinen 80 Jahre alten Auf - nahmen der Archäologe der Lebensverhältnisse und der Gestalt des alten, vormodernen Sardinien geworden.