Nachts unter der steinernen Brücke
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Leo Perutz gilt mit Der Marques de Bolibar , Der Meister des jüngsten Tages und Sankt Petri-Schnee als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Erzähler fantastischer Geschichten. Mit dem Roman Nachts unter der steinernen Brücke , den er in der Emigration in Tel Aviv verfasste, kehrte der 1882 in Prag geborene Schriftsteller zur Stätte seiner Kindheit zurück. 1951 als \"Meils Gut\" vollendet, hatte Perutz anfangs Schwierigkeiten, einen Verleger für den Roman zu finden. Als er 1953 endlich erschien, erhielt er ausnahmslos gute Kritiken (Perutz \"wahrscheinlich reifster und eindrucksvollster Roman\", so F. Torberg). Ein Publikumserfolg indes wurde Nachts unter der steinernen Brücke nicht. Vielleicht ist der Grund dafür, dass Perutz in der Geschichte einer verbotenen Liebe zwischen dem böhmischen König Rudolf II. und der märchenhaft schönen Esther, Frau des \"Meisljud\", sein zentrales Thema, nämlich die Vorstellung eines Zwischenreiches aus Bewusstsein und Traum, eine höhere Wirklichkeit, in einer atmosphärisch dichten Szenerie schildert, die nicht selten in eine lyrische Epik abgleitet. Aber genau das macht die vierzehn Episoden aus dem Prag der Alchimisten und Golems, dem 16. und 17. Jahrhundert, zu eben jenem reizvollen, \"eindrucksvollen\" Werk, und lassen dem Leser die Erfüllung der Liebe um so wunderbarer erscheinen: Der legendenumwobene Hohe Rabbi Loew verbindet die Liebenden in einem magischen Traum: Er pflanzt unter der Moldaubrücke einen Rosenstock und Rosmarin, und \"wenn der Abendwind über den Wellen des Flusses dahinglitt, schmiegte sich die Blüte des Rosmarins enger an die rote Rose, und der träumende Kaiser fühlte an seinen Lippen den Kuss der Traumgeliebten\". --Marcel Feige