Die Abenteuer des Augie March
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Er wird geboren in den Slums des Chicago der Depressionszeit. Seine Mutter ist von freundlicher Einfalt, sein älterer Bruder rücksichtslos und auch sonst widerlich, sein jüngerer Bruder schwachsinnig. Ein überaus weites und fruchtbares Feld also für Charakterbildung und Werdegang Augies, des Protagonisten und Ich-Erzählers dieses Schelmen- und Schurkenromans. Und erzählen kann unser Held wie nur einer. Er ist ergriffen von der Vorstellung, sich und andere durch Worte zu manipulieren, zu überreden, zu faszinieren. Seine Rede ist zugleich suggestiv und eloquent, weitschweifig und gelehrt, verkrampft und geschwollen. Er ist ein Nervensäger und Geduldsfadenstrapazierer, ein haltloser Quatschkopf. Aber erstaunlicherweise macht es Spaß, ihm zuzuhören. Denn wenn er einmal nicht den großen Angeber (\"Great Pretender\") gibt, ist er voller Lebenslust und überaus amüsant. Ziellos und ausgerüstet mit der flexiblen Moral eines streunenden Katers taumelt er von Abenteuer zu Abenteuer. Die lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: Diverse schwer durchschaubare \"Erwerbstätigkeiten\", Begegnungen mit schon fast unwirklich schrägen Charakteren vielfältigster Provenienz und seine Lieblingsbeschäftigung, die liebesbedürftig-berechnende Eroberung von Frauen, vieler Frauen. Saul Bellows Talent der genauen Beobachtung und detaillierten Beschreibung bringen den Leser durchaus vergnüglich durch die gut 800 Seiten. Zugegeben, phasenweise Erschöpfung bleibt nicht aus, aber dennoch: Kürzer geht's eben nicht in diesem Genre eines Don Quijote , eines Tom Jones , eines Wilhelm Meister . Was wird aus Augie March, wie wird er enden? Wer das Buch liest, wird es zwar auch nicht wissen, aber aufs Angenehmste verwirrt sein. --D. Thieden