Masse und Macht

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Masse und Macht sind zentrale Begriffe für das Verständnis unserer Zeit. Canetti war schon als junger Mensch von den damit verbundenen Phänomenen fasziniert und beunruhigt. Das Leben folgt besonderen Gesetzen; bereits als Kinder gehorchen wir den Anweisungen unserer Erzieher und werden früh dazu angehalten, "freudig" unsere Pflichten zu erfüllen. Auch die Gesellschaft selbst ist dem Zwang von Befehl und Gehorsam unterworfen. Um harmonisch zusammenzuleben, folgt die Masse bestehenden Gesetzen, doch die Geschichte zeigt zahlreiche Beispiele, in denen Massen blind den Befehlen eines Tyrannen oder einer Ideologie folgen. Dabei können Massen auch eine Eigendynamik entwickeln: Sie können aufhetzen, Minderheiten verfolgen, Könige oder Regierungen stürzen und selbst Macht beanspruchen. Aus unterdrückten Individuen kann sich eine revolutionäre Masse bilden: Sklaven erheben sich gegen Kolonialherren, Farbige gegen Weiße, Arbeiter gegen Unternehmer. In seinem philosophischen Hauptwerk untersucht Canetti diese Probleme. Mit kühnen Gedanken und einzigartiger stilistischer Brillanz zieht der Autor den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann. Anthropologische, soziologische und psychologische Aspekte durchdringen die essayistische Untersuchung, und der Leser spürt, dass hier seine eigenen Belange und sein Schicksal behandelt werden.