Dritte Walpurgisnacht
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Mit der Einsicht, daß »Gewalt kein Objekt der Polemik, Irrsinn kein Gegenstand der Satire« sei, hat Karl Kraus sein Schweigen im Anblick des Grauens begründet, das mit Hitlers ›Machtergreifung‹ ins Leben getreten ist. Der Versuch, über dieses »Versagen« Rechenschaft zu geben, sollte im Herbst 1933 auf vierhundert Seiten der Fackel erscheinen; aber weil die Schrift unversehens doch zu einer Abrechnung mit dem Nazi-Regime geraten war, deren Publikation Menschenleben hätte gefährden können, ist sie unveröffentlicht geblieben. Heute erscheint die entsetzte Diagnose, die Kraus mit der Dritten Walpurgisnacht dem ›Dritten Reich‹ gestellt hat, wie eine Prognose von Stalingrad und Auschwitz – und kann darum auch für eine triftigen Beweis der Möglichkeite gelten, daß Weltkrieg und Holocaust schon den Vorgängen abzulesen waren, die sich in der Schrift aus den ersten Monaten des Regimes angeführt und aufgeschlüsselt finden. Die Neuausgabe des von Karl Kraus im Herbst 1933 aufgegebenen Werks bietet dessen Text in einer gegenüber der Erstausgabe von 1952 neu konstituierten und im einzelnen vielfach korrigierten Gestalt und gibt im Anhang allerlei Hilfen zum genaueren Verständnis dieser (nach den Letzten Tagen der Menschheit ) umfangreichsten und gewichtigsten Schrift von Karl Kraus.