Was halten Sie von Thomas Mann?
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Zum hundertsten Geburtstag von Thomas Mann (1975) befragte Marcel Reich-Ranicki achtzehn Autoren zu dem Thema 'Was bedeutet Ihnen Thomas Mann, was verdanken Sie ihm?' und veröffentlichte die Antworten in der Wochenendbeilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Wie nicht anders zu erwarten, fielen die Stellungnahmen sehr unterschiedlich aus - Liebe und Verehrung sind herauslesbar oder blanke Ablehnung. Es finden sich so gegensätzliche Thesen wie: Thomas Mann sei der „sprachgewaltigste Enzyklopädist, der jemals gelebt“ habe, und: sein Stil sei „der Inbegriff der Unehrlichkeit und Feigheit“. Dazu Marcel Reich-Ranicki: „Es spricht nicht gegen einen Schriftsteller, daß er noch zwanzig Jahre nach seinem Tod die heftigsten Reaktionen auszulösen vermag.“ Zehn Jahre später nahm der Herausgeber das Thema noch einmal auf. Er forderte einige der überlebenden Autoren auf, ihre Äußerungen von damals zu überdenken und - falls nötig - zu korrigieren. Es gab Überraschungen wie bei Peter Rühmkorf. Schrieb er 1975: „Was hier Laut gibt, ist eine nur an den Rändern gebrochene Großbürgerlichkeit, deren Sorgen mir schnurz sind, deren Ausdrucksweise mir beinahe physisch zuwider ist“, so begründet er zehn Jahre später in einem großen Essay seine 'Neugewonnene Wertschätzung des Prosaisten'. Rühmkorf: „Bekehrungen brauchen Zeit.“