Venedig
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Not lehrte einst die Veneter, ihre Sicherheit auf den Inseln des großen Lagunengebietes zu suchen, als fremde Völker die Terra ferma mit Krieg und Schrecken überzogen. Die zuerst unvorteilhafte Lage, die den Flüchtlingen nichts anderes als Sicherheit bot, sollte sich jedoch als jener einmalige Standort zwischen Ost und West erweisen, der für die Entwicklung Venedigs Vorbedingung war. So blühte bald zwischen den beiden damals dominierenden Reichen ein Stadtstaat auf; denn jene Veneter, die sich auf die Inseln geflüchtet hatten, behaupteten sich als die stärksten ihres Geschlechtes. Sie verstanden es schon sehr früh, jene Waffen einzusetzen, die sich als die wirksamsten herausstellten: Gold und Diplomaten. Hier wird der Aufstieg Venedigs zur europäischen Großstadt erzählt, die sich weder auf ein reiches Land noch auf ein starkes Heer stützen konnte, sondern einerseits auf den Geist und den kühnen Willen jener Nobili, die seit den Anfangstagen der tausendjährigen Republik an der Spitze des Gemeinwesens standen, andererseits auf eine schlagkräftige Flotte und tüchtige, wagemutige Kaufmannsfamilien. Die Macht der Duxe, später der Dogen, und ihrer Berater und Regierungsgremien widerstand über zehn Jahrhunderte zahlreichen Feinden. Venedig wurde von Geschlecht zu Geschlecht stärker und reicher. Es war und blieb Metropole des Handels mit der ganzen bekannten Welt und der Mittelpunkt des Geistes. Venedig stand stets für sich. Es haderte mit Päpsten und Königen, mit Kaisern und Sultanen, führte Kriege, wenn es sein musste und verstand sich darauf, selbst aus einer kriegerischen Niederlage einen politischen Erfolg zu machen. Für jeden Bewohner des Rivo alto galt vor allem eines: „Zuerst Venezianer, dann Christ“. Der Handel mit Salz und Gewürzen, Seiden und anderen Gütern, aber auch mit Sklaven machte Venedig reich und stark. Es beherrschte mit seiner Flotte das gesamte Mittelmeer, verfügte in seinem Arsenal über die beste Schiffbaustätte der Welt, und seine Schiffe brachten Händler ebenso wie Kreuzfahrer und Truppenkontinente nach allen Punkten der Mittelmeerküsten. Venedigs große Persönlichkeiten waren zugleich Dogen und Feldherrn, Politiker und Admirale der Flotte; und jene 120 Dogen, die das Geschick der Serenissima Signoria lenkten, vermochten sowohl in dramatischen Feldzügen als auch mit politischem Verhandlungsgeschick, Ruhm und Reichtum ihres Staates zu mehren. Franz Kurowski, Sachbuchautor von Rang, seit über fünfzig Jahren Freund, Besucher und Forscher dieser einmaligen Stadt, hat mit diesem Werk einen umfassenden Überblick über ihre tausendjährige Geschichte gegeben. Er versteht es, den Weg Venedigs zu Größe und Macht in allen seinen Verästelungen ebenso plastisch darzustellen wie den Abstieg der stolzen „Königin der Meere“. Dieses Werk spiegelt von der ersten bis zur letzten Seite die dramatische, wechselvolle Geschichte eines Stadtstaates und seiner Menschen, der wie kein zweiter Weltgeschichte gemacht, die Kunst zu einmaligen Höhepunkten geführt hat und noch heute in seiner berauschenden Pracht alljährlich Millionen Besucher anlockt.
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