Die Tagebücher
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Die Tagebücher Kierkegaards sind eines der bemerkenswertesten Dokumente der Weltliteratur. Einer der geistvollsten und ideenreichsten, aber auch tiefsinnigsten Schriftsteller Europas, bedeutend als Dichter, als Philosoph und als religiöser Denker, hat in den 20 Jahren seines geistig aktiven Lebens - er wurde nur 42 Jahre alt - fast ständig, mit nur wenigen Unterbrechungen, das, was ihn bewegte und beschäftigte, Tagebüchern anvertraut. Aus einer Sammlung geistreicher und tiefschürfender Einfälle und eindrucksvoll geschilderter Beobachtungen entwickeln sich diese durch zwei seelische Katastrophen zu einem „ständigen Kommentar“ seines inneren Erlebens, und wir erhalten so von diesem so unglaublich produktiven und reflektierten Denker einen die Wendungen seines Denkens und Empfindens verarbeitenden Einblick in seine innere Geschichte; die äußeren Tatsachen des Lebens spiegeln sich darin allerdings fast immer in einer durch intensive Reflexion verwandelten Gestalt. - Hayo Gerdes gibt uns dieses Dokument in einer Auswahl, die - zusammen mit den schon den „Gesammelten Werken“ beigegebenen Auszügen - alles erfaßt, was für das Verständnis von Leben und Werk Kierkegaards wichtig sein könnte oder aber in sich bedeutungsvoll ist; eine derart umfassende Auswahl gibt es bisher sonst in keiner der großen europäischen Sprachen. In der Einleitung zum ersten Band erhalten wir eine sehr wertvolle Einführung in die Eigenart dieser Tagebücher, mit wichtigen Beobachtungen darüber, wie darin die eigenen Erlebnisse Kierkegaards verarbeitet und verwandelt werden, und daraus sich ergebenden Hinweisen auf Gefahren der Fehlinterpretation. Diese Einleitung sowie die den einzelnen Abschnitten beigegebenen Erläuterungen geben dem Leser alle die Hilfen, die zum Verständnis wie zur wissenschaftlich verantwortlichen Benutzung der Tagebücher erforderlich sind. - Der erste Band umfaßt mit den Jahren von 1835 bis 1844 die Zeit, in der Kierkegaard durch innere Katastrophen auf den Weg des eigenwilligen religiösen Denkers und Mahners geführt wurde, den er dann als seine Lebensaufgabe erkannte: zuerst die Zeit des jugendlichen Protestes gegen das strenge, bedrückende Christentum des Vaters, mit einer Protesthandlung im Jahre 1836, deren Schmerz er nie ganz verwunden hat, dann im Jahre 1838 das beseligende Erlebnis der Bekehrung und die Versöhnung mit dem Vater, schließlich 1840/41 die Verlobung mit Regine Olsen und deren Zerbrechen, ein aufwühlendes Geschehen, durch das der erste große Schub genialer dichterischer und religiöser Schriften ausgelöst wurde.